Op der Zukunft

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Das Projekt
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Im Rahmen des Projekts „OP der Zukunft“ sollen Antworten auf die Fragen gefunden werden, wie und in welchem Maß sich die Situation der Krankenhäuser weiter verändern wird – und welche Wege Krankenhäuser heute gehen müssen, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. Dazu hat sich der DTVmed intensiv mit den Herausforderungen beschäftigt, die die Kliniken in naher Zukunft erwarten.

Neben Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit stehen hier auch die wachsenden Ansprüche einer neuen Generation von Arbeitnehmern und Patienten auf der Agenda. Der Fokus liegt dabei auf der Versorgung und dem Betrieb der OPs. Dazu hat der Verband eine Metastudie in Auftrag gegeben. Auf dieser Basis wird ein Expertengremium im Rahmen eines Round Table über Zukunftslösungen für die OP-Versorgung diskutieren.

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Die Zahl der öffentlichen oder
gemeinnützig betriebenen Krankenhäuser ist rückläufig. Der Großteil befindet sich heute in privater Hand, Tendenz steigend.

Damit entwickelt sich das Klinikwesen zunehmend zu einem privat- und gewinnwirtschaftlichen Markt. Wo es um die Ausschöpfung maximaler Gewinne geht, steigt der Kostendruck. Der OP ist einer der teuersten Bereiche im Krankenhaus. Eine OP-Minute wird heute mit etwa 40 bis 50 Euro veranschlagt. Mit dem zunehmenden Kosten- wächst auch der Zeitdruck. Um die bestmögliche Auslastung des OP zu gewährleisten, müssen die Prozesse weiter optimiert werden.

Auch die Patienten haben sich verändert. Sie sind größer und schwerer als noch vor einigen Jahren. Hinzu kommt die demografische Entwicklung. Die Geburten sind rückläufig und die Lebenserwartung steigt weiter an. Unsere Gesellschaft überaltert. Mit den immer älteren und oft übergewichtigen Patienten verändern sich auch die Krankheiten. Zum einen steigt die Zahl der kardiovaskulären Erkrankungen. Zum anderen sind die Krankheiten oft schwerer und treten gleichzeitig auf. Dieser Multimorbidität der Patienten muss die medizinische Versorgung gerecht werden.

Auch die Ansprüche der Patienten an die Kliniken wachsen. Gleichzeitig müssen viele Leistungen heute aus eigener Tasche bezahlt werden. Damit wird der Patient zum Kunden, der überzeugt werden will. Die Kliniken befinden sich im Wettbewerb um den Patienten. Wichtigstes Entscheidungskriterium ist und bleibt die Qualität der medizinischen Versorgung. Diese wird zur Dienstleistung, die den hohen Anforderungen genügen muss. Darüber hinaus spielen auch soziale Parameter eine immer wichtigere Rolle. Der Patient ist sich seiner sozialen Verantwortung als Konsument bewusst. Kriterien wie Sozialverträglichkeit, Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit kommt bei der Wahl der richtigen Klinik große Bedeutung zu.

Letzteres trifft auch auf das Personal zu. Schon heute herrscht ein Mangel an gut ausgebildetem medizinischem Fachpersonal. Damit befinden sich Ärzte und Pflegepersonal in der komfortablen Lage, sich ihren Arbeitgeber aussuchen zu können. Das Gehalt ist dabei nicht das allein ausschlaggebende Kriterium. Talente von heute suchen Arbeitgeber, mit denen sie sich identifizieren können. Wer einen medizinischen Beruf ergreift, wird nicht selten hohe ethische Ansprüche haben. Hier wird besonderes Augenmerk auf den Umgang mit den Patienten gelegt. Auch nachhaltiges und umweltverträgliches Wirtschaften steigert die Attraktivität eines Arbeitgebers.

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Qualifiziertes Personal ist ein knappes Gut. Die Entscheidung für einen Arbeitgeber ist heute nicht mehr allein von finanziellen Aspekten abhängig.

Arbeitnehmer wollen für Unternehmen arbeiten, mit denen sie sich identifizieren und von deren Unternehmenspolitik sie überzeugt sind. Die soziale Verantwortung der Arbeitgeber spielt dabei eine große Rolle. Auch Patienten schauen heutzutage kritischer auf die Kliniken. Der Wohlfühlfaktor, gerade was das eigene soziale Gewissen angeht, wirkt sich entscheidend auf die Wahl der Klinik aus. Am Ende ist nicht die Klinik mit der größtmöglichen Wertschöpfung die erfolgreichste, sondern die, die es schafft, Arbeitnehmern wie Patienten ein gutes Gefühl zu geben.

Unternehmen aus anderen Branchen machen es vor. So hat beispielsweise der Tiefkühlkost-Produzent Frosta vor einigen Jahren ein Reinheitsgebot für die gesamte Produktpalette ausgerufen. Durch den vollständigen Verzicht auf Zusatzstoffe wie Farbstoffe, Aromen und Geschmacksverstärker entwickelte sich das Unternehmen vom konventionellen zum nachhaltig agierenden Hersteller im Tiefkühlsegment. Nach der Umstellung der Unternehmenspolitik führten die höheren Produktionskosten zunächst zu deutlichen Umsatzverlusten. Die konsequente und nachhaltigkeitsorientierte Markenführung zahlte sich jedoch bald aus. Die Markenwirkung auf den Absatzmärkten führte zu positiven Reaktionen bei den Stakeholdern. Heute zählt Frosta zu den bekanntesten Marken im Lebensmittelbereich.

Der Limonadenhersteller Lemonaid hat es geschafft, sein Produkt durch konsequent nachhaltige Markenführung zum In-Getränk zu machen. Alle Zutaten der Limonaden stammen aus biologischem Anbau von zertifizierten Kleinbauernkooperativen und wurden fair gehandelt. Pro verkaufte Flasche geht ein fester Betrag an einen vom Unternehmen selbst gegründeten Verein. Über diesen Verein werden verschiedene Entwicklungshilfeprojekte unterstützt, deren Ziel eine gerechtere und menschenwürdigere Landwirtschaft ist. Das Konzept geht auf: Kunden kaufen nicht nur das Produkt, sondern auch das gute Gefühl, aktiv am sozialen Wandel mitzuwirken. Das rechtfertigt aus Kundensicht auch höhere Preise.

Das Thema Nachhaltigkeit sorgt aber nicht nur für höhere Umsätze bei Konsumgütern, sondern rechnet sich auch wirtschaftlich, wie das von Dr. Michael Braungart entwickelte Prinzip Cradle to Cradle zeigt. Die Idee des Chemikers und Verfahrenstechnikers ist es, Dinge so zu produzieren, dass bei ihrer Entsorgung kein Müll anfällt. Alle Komponenten können wiederverwertet werden. Das Prinzip funktioniert bei Textilien und Verpackungsmaterial ebenso wie beim größten Containerschiff der Welt, das kürzlich für eine dänische Reederei konstruiert worden ist. Das Schiff ist so zusammengesetzt, dass sich die Einzelteile leicht wieder voneinander trennen und wiederverwerten lassen. Auf der Basis von Cradle to Cradle entstehen nachhaltige Produkte, die nicht nur für das Unternehmensimage ein Gewinn sind.

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Der Zeitdruck im OP ist hoch und
nimmt weiter zu. Durch eine Optimierung von Materialfluss und Personaleinsatzzeit könnten vorhandene Ressourcen
effizienter genutzt werden.

Die Verwendung von Einwegmaterialien im OP ist für ein großes Müllaufkommen verantwortlich. Mehrwegtextilien sind eine gute Alternative. Sie sind im Vergleich nicht nur nachhaltig und umweltfreundlich, sondern auch qualitativ hochwertiger.
Die Materialien können bis zu 150 Mal verwendet werden, sind hautfreundlich und atmungsaktiv.

Die Textilanbieter sind längst dazu übergegangen, Ihre Produkte individuell auf die Anforderungen der OPs abzustimmen. Textilien werden nicht mehr nach Sorten getrennt, sondern in für die jeweiligen Behandlungen nötigen Sets geliefert.
Durch den Einsatz dieser fertig gepackten Sets spart das Klinikpersonal wertvolle Zeit im OP und damit Kosten.

Nun gehen die Textilanbieter in ihrem Angebot noch einen Schritt weiter und werden vom Produkt- zum Systemanbieter. Der Service geht damit über die Zusammenstellung der OP-Sets hinaus. Die Textilanbieter können die komplette Logistik für OP-Textilien leisten – von der Lagerung, Zusammenstellung und Lieferung über die Abholung bis hin zur Reinigung der Textilien. Die gesamte Logistik der OP-Textilien wird outgesourct.

Als Systemanbieter haben die Textildienstleister alle Bereiche der Lieferkette im Blick. Sie sorgen dafür, dass immer ausreichend Material zur Verfügung steht. Materialien, die ihre Lebensdauer erreicht haben, werden automatisch ersetzt. Die Auslagerung dieser Logistikprozesse birgt eine große Chance für die Kliniken. Die Häuser sparen Lagerraum und Kapazitäten im Logistikbereich. Das Personal muss sich nicht mehr um die Materialbeschaffung und -entsorgung kümmern und kann sich verstärkt auf seine Kernkompetenzen konzentrieren.

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