Der Krankenhaus- und Kliniksektor sowie die versorgenden Unternehmen werden bis 2025 Herausforderungen erleben, die sich aus dem medizinischen Fortschritt ergeben sowie gesellschaftliche, ethische und ökologische Neuorientierungen betreffen. Die Unterzeichnenden formulieren konkrete Forderungen und Anregungen zur Bewältigung dieser Themen.
1. Verantwortung in der Gesellschaft
Kliniken sind dauerhaft attraktive Arbeitgeber, bieten interessante, vielfältige, abwechslungsreiche und in besonderem Maß verantwortungsvolle Arbeitsplätze, und sind damit wichtige strukturelle Kräfte in Wirtschaft und Gesellschaft. Um diese Rolle auszufüllen und zu behalten müssen sie als Vorreiter den gesellschaftlichen Themen der Zukunft gerecht werden.
Dazu gehört:
2. Verantwortung für die Region
Innerhalb ihrer Region sind Kliniken wichtige Wirtschaftsfaktoren. Die Präsenz von erreichbarer medizinischer Qualität gibt der Bevölkerung Sicherheit und verleiht einer Region Attraktivität als Lebens- und Arbeitsmittelpunkt. Die infrastrukturelle Stärke einer Region zu entwickeln ist ein wichtiges Ziel der Industrieansiedlungspolitik Kliniken und ihre Zulieferer bilden einen wichtigen Kern auf dem Weg zu „Cluster-Strukturen“.
3. Sparen durch Niedrigpreise versus ganzheitlicher Einkauf
Der Kostendruck auf die Krankenhäuser wird nicht nachlassen. Einsparmöglichkeiten durch billigeren Einkauf dürfen nicht bis an die Grenze des Verantwortbaren ausgeschöpft werden. Beschaffungsentscheidungen für Medikalprodukte sollten nicht nur an Einkaufspreisen und Finanzkonditionen festgemacht werden; Kriterien wie Funktionssicherheit, Handhabung, Ressourcenschonung sowie Kostensenkung durch Wiederaufbereitung und Reparatur müssen Teil des Entscheidungskalküls sein.
Kernaufgaben der Klinik sind medizinische und pflegerische Versorgung von Patienten. Die Wertschöpfungskette eines Krankenhauses wird optimiert durch Konzentration auf die Kernkompetenz in Verbindung mit der Nutzung externer Services mit hoher Fach- und Logistik-Kompetenz. Innerhalb der Klinik ist der OP das Kernstück der Wertschöpfung und verdient daher besondere Aufmerksamkeit bei der Optimierung von Leistungsprozessen im „Betrieb: Krankenhaus“.
4. Verantwortung für die Umwelt
Die Umwelt ist alles worin wir leben und was wir unseren Kindern hinterlassen. Die Entscheidung für Materialien und Prozesse hat angesichts des Materialumschlages einer Klinik große Auswirkungen.
Daher sollte:
5. Schuldfreies Wirtschaften
Die Menschen werden in Zukunft immer weniger mit dem Gefühl leben wollen, dass sie Schuld auf sich laden, wenn sie Produkte und Dienstleistungen konsumieren. Patienten wie Mitarbeiter werden in Zukunft sehr genau darauf achten, ob Kliniken beim Einkauf nur den Preis beachten und alle anderen Aspekte zur Herstellung eines Produktes ignorieren.
Krankenhäuser sollten zeitnah nach schuldfreien Alternativen suchen.
Um für gesuchte Arbeitskräfte und für Patienten attraktiv zu bleiben, sollte das Marketing die Anstrengungen der Klinik in diese Richtung klar ansprechen und herausstellen. So wird daraus ein starker Wettbewerbsfaktor und die Investitionen in die Vermeidung von Schuld zahlen sich aus.
„Coopetition statt Konkurrenzkampf“ und „Ressourcenschonung“, „Patientennutzen“ sowie „Faire Lieferbeziehungen“ sind die neuen Werte einer auf Fairness und Zukunftsfähigkeit gerichteten Unternehmensführung. Dies entspricht auch dem Werteschema der Generation Y, die die Arbeits- und Nachfragestrukturen in Zukunft prägen wird.
Unternehmen, die sich diesen Werten der „Neuen Marktdynamik“ durch aktives Tun verpflichten, werden in Zeiten knapper Fachkräfte von Mitarbeitern als Arbeitgeber gesucht, seitens der Patienten wird ihnen Vertrauen entgegengebracht.
Klinik-Marketing sollte daher darauf abzielen, eine auf Nachhaltigkeit gerichtete Unternehmensführung an die relevanten Zielgruppen zu kommunizieren und den Markenstatus einer Klinik im Hinblick auf Fairness und Zukunftsorientierung
zu entwickeln.
Berlin den 2. Dezember 2014
Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff
Prof. Dr. Hans-Peter Bruch
Sabine Zander
Matthias Diemer
Roland Fehringer
Oliver Leisse
Heinz Kölking