Op der Zukunft

Verlauf oben
Foto von Prof. Dr. Hans-Peter Bruch

Prof. Dr. Hans-Peter Bruch

Wissenschaftlicher und beruflicher Werdegang:

  • 1974 Promotion zum Doktor der Medizin
  • 1975 Beginn der Facharztausbildung an der Chirurgischen Universitätsklinik Würzburg
  • 1980 von-Langenbeck-Preis der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) zusammen mit Prof. Dr. E. Schmidt
  • 1981 Facharztanerkennung als Chirurg
  • 1982 Ernennung zum Privatdozenten
  • 1982 Oberarzt der Chirurgischen Universitätsklinik Würzburg im Rahmen der Hand-, Unfall-, Gefäß- und Allgemeinchirurgie
  • 1985 Leiter der Chirurgischen Universitäts-Poliklinik Würzburg
  • 1985 Anerkennung als Durchgangsarzt-Vertreter gemäß Leitnummer 23, Abs. 2 des Ärzteabkommens
  • 1986 Teilgebietsbezeichnung Gefäßchirurgie
  • 1986 Teilgebietsbezeichnung Unfallchirurgie
  • 1986 Leitender Oberarzt der Chirurgischen Universitätsklinik Würzburg
  • 1986 Ernennung zum Professor für Chirurgie unter Berufung in das Beamtenverhältnis auf Lebenszeit
  • 1988 Beratender Arzt des Heeres beim Territorialkommando Süd
  • 1990 – 2012 Direktor der Klinik für Chirurgie der Universität zu Lübeck

Mitgliedschaften und Vorsitze in wissenschaftlichen Vereinigungen:

  • 1996 – 2004 Vorsitzender der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Koloproktologie der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie
  • 1996 European Officer of the University Colon and Rectal Surgeons
  • 1997 Mitvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Molekulare Diagnostik und Therapie der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie
  • 1997 Teilgebietsbezeichnung Viszeralchirurgie
  • 2002 – 2004 Sprecher des Ordinarienkonventes Viszeralchirurgie
  • 2004 – 2007 Sekretär der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie
  • 2008 – 2009 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie
  • 2010 Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen e.V. (BDC)
  • 2011 Vorsitzender der Gemeinsamen Weiterbildungskommission von BDC/DGCH und allen chirurgisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften und BVOU
  • 2013 Präsident der Gemeinschaft Fachärztlicher Berufsverbände e.V. (GFB)

Sonstige Mitgliedschaften:

  • Mitglied in zahlreichen Chirurgenvereinigungen des In- und Auslandes
  • Mitglied der Editorial Boards diverser deutsch- und englischsprachiger Zeitschriften
  • Mitglied der Leopoldina seit 1999

Interview mit Prof. Dr. med. Hans-Peter Bruch

Wie schätzen Sie die Bedeutung von Kliniken im Gesundheitswesen generell in Zukunft ein? Die Ambulantisierung der Medizin wird zweifellos fortschreiten. Immer mehr Erkrankungen, die bislang einen stationären Aufenthalt erforderten, werden in Zukunft ambulant behandelt werden können. Dennoch ist nicht damit zu rechnen, dass die Zahl der stationären Fälle dramatisch abnehmen wird. Nach den Erhebungen von Eurostat werden im Jahre 2050 in Europa 58 Millionen mehr Menschen über 65 Jahre alt sein als heute. Die Zahl der 16- bis 64-Jährigen wird dagegen um 48 Millionen abnehmen. 50 Prozent des Bevölkerungszuwachses werden der Langlebigkeit geschuldet sein. Diese Entwicklung hat bereits begonnen. Die Menschen werden länger gesund sein, dann aber wird die Polymorbidität im Alter erheblich zunehmen. Will man dramatische Rationierungsmaßnahmen vermeiden und den Maßgaben von deutschem Ethikrat und David Osoba folgen, so muss die Medizin so ausgerichtet werden, dass Patienten auf dem neuesten Stand der Wissenschaft mit dem geringsten Aufwand für die Gesellschaft und den Patienten selbst behandelt werden, um so den besten Behandlungserfolg sicherzustellen. Dies aber bedeutet, die Entscheidungsträger werden sich darauf verständigen müssen, im „sogenannten Klinikmarkt“ eine Zentralisierung einzuleiten. Diese muss einhergehen mit einer zunehmenden Spezialisierung und einer Netzwerkbildung zwischen Kliniken verschiedener Versorgungsstufen und Praxen.

Was wird die größte Herausforderung in Zukunft für Klinken und Krankenhäuser sein? Die größte Herausforderung liegt in der Notwendigkeit, eine optimale Anpassung an die demografische Entwicklung und die begrenzten finanziellen Mittel zu finden und dennoch eine qualitativ hochwertige Medizin anbieten zu können. In der Peripherie wird dies wahrscheinlich nur gelingen, wenn kleinere Kliniken im Consultantsystem betrieben werden, wenn sektorübergreifende Versorgung, sektorübergreifende Weiterbildung junger Kolleginnen und Kollegen und sektorübergreifende Honorierung endlich wirklich umgesetzt werden. Ein Verbund von Kliniken unterschiedlicher Versorgungsstufen, eine Vielzahl von Praxen, Praxisgemeinschaften und medizinischen Versorgungszentren könnten sich so vertraglich abgesichert um einen Maximalversorger gruppieren. Es müsste festgelegt werden, welche Versorgungsstufe welche Aufgaben übernimmt und wie man Leistungsträger ersetzt, wenn diese unvorhergesehen ausfallen sollten. Summa summarum muss ein neues kollegiales Miteinander im Sinne des Patientenwohles gefunden werden.

Wird ein Krankenhaus in Zukunft eher einen lokalen oder einen überregionalen Markt bedienen? Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Wenn der Maßgabe der Bundesregierung Rechnung getragen werden soll und eine – wenn auch ausgedünnte – flächendeckende Versorgung aufrechterhalten bleibt, werden kleine lokale Häuser die Grund- und Regelversorgung sicherstellen, wobei diese Begriffe neu und eindeutig zu definieren sein werden. Daneben wird eine zunehmende Zentralisierung in Richtung Schwerpunkt- und Maximalversorgung zielen, wobei diese Häuser, je nach Spezialisierung der Abteilungen, ein unter Umständen weit überregionales Einzugsgebiet haben werden.

Verlauf unten
Verlauf oben
Foto von Matthias Diemer

Matthias Diemer, MBA

Beruflicher Werdegang:

  • Bis Oktober 2002 Oberarzt in der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie Klinikum Bremen-Nord.
  • 2002–2008 Leitung des Dienstleistungszentrums OP, OP-Koordination und OP-Management Klinikum Bremen-Nord
  • 2008–2011 OP-Manager Campus Kiel, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
  • Ab 2011 OP-Manager AMEOS Gruppe und Consultant im Netzwerk der UCM (UKE Consult und Management GmbH der Uniklinik Eppendorf)
  • Seit 1. Oktober 2014 Interimsleitung OP-Management, Charité – Universitätsmedizin Berlin

Funktionen:

  • 1. Vorsitzender des Vorstands, Verband für OP-Management (VOPM)
  • Mitglied Berufsverband der Deutschen Chirurgen
  • Mitglied Wissenschaftlicher Beirat, OP-Kennzahlen VOPM / Fa. digmed
  • Mitherausgeber: OP-Management 1. und 2. Auflage MWV-Verlag Berlin
  • Dozent OP-Management Akademie des VOPM
  • Mitglied Wissenschaftlicher Beirat Kongress „Herausforderung OP-Management“
    in Bremen

Interview mit Matthias Diemer

Wie schätzen Sie die Bedeutung von Kliniken im Gesundheitswesen generell in der Zukunft ein? Die Bedeutung der Kliniken in der Gesundheitsversorgung wird dann zunehmen, wenn die Verknüpfung von Primär-, Sekundär- und Tertiärversorgung gelingt. Hierbei gilt die besondere Aufmerksamkeit der Integration von medizinischen Versorgungszentren und Krankenhaus. In der Marktposition wird das ambulante Operieren in den vorhandenen Strukturen der Krankenhäuser ausgebaut werden.

Was wird die größte Herausforderung in Zukunft für Kliniken und Krankenhäuser sein? Die Gestaltung des Leistungsportfolios und die darauf abgestimmte Prozessorganisation unter dem Anspruch von Effizienz und Wirtschaftlichkeit.

Wird das Krankenhaus in Zukunft eher einen lokalen oder einen überregionalen Markt bedienen? Die Krankenhäuser werden sich in ihren festgelegten und machbaren Kompetenzen und dem daraus resultierenden Spektrum am Markt orientieren müssen. Das wird dazu führen, dass Spezialisierung einem überregionalen Markt zugeführt wird und gleichzeitig die regionale Versorgung im festgelegten Versorgungsauftrag erfolgen wird. Ein Krankenhaus sollte sich dann für den überregionalen Markt bewerben, wenn es die Organisation dafür vorhalten kann.

Verlauf unten
Verlauf oben
Foto von Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff

Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff

Univ.-Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff ist Leiter des Centrums für Krankenhaus-Management (Universität Münster) sowie Professor für Health Care Management an der HHL Leipzig Graduate School of Management. In der Funktion des Verwaltungsdirektors war er Mitglied des Vorstands des Universitätsklinikums Gießen. Weiterhin war er mehrere Jahre leitender Manager in der Autoindustrie.

Er promovierte an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen sowie an der medizinischen Fakultät der Universität Gießen; die Habilitation im Fach Allgemeine BWL erfolgte an der Universität Würzburg. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats der Kerckhoff-Klinik (Bad Nauheim) und Mitbegründer der „Tour der Hoffnung“, einer seit über 30 Jahren erfolgreichen Goodwill-Veranstaltung zugunsten krebs- und leukämiekranker Kinder.

Ein Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit ist auf die Erforschung der medizinischen, ökonomischen und versorgungspolitischen Auswirkungen von Krankenhausinfektionen gerichtet. Er leitet das Teilprojekt „Burden of Desease“ im Rahmen der EU-Studie zur grenzüberschreitenden Hygieneprophylaxe (EurSafety).

Im Jahr 2007 stellte er die vergleichende Studie zur Hygienewirksamkeit von Einweg- versus Mehrwegtextilien im OP vor, mit der die Vorzugswürdigkeit von Mehrwegtextilien unter den Aspekten Hygienesicherheit, Prozesskosten und Nutzungskomfort nachgewiesen wurde. Weiterhin leitete er die REDIA-Studie, die einzige Langzeitstudie über die Auswirkungen des DRG-Systems im Akutbereich auf die Kosten- und Qualitätssituation in der Rehabilitation. Auf Basis dieser Erkenntnisse entwickelte er ein 12-Punkte-Programm für eine effizientere Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern und Reha-Kliniken.

Interview mit
Univ.-Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff

Wie schätzen Sie die Bedeutung von Kliniken im Gesundheitswesen generell in der Zukunft ein? Krankenhäuser werden auch in Zukunft der wesentliche Bestandteil einer medizinisch qualifizierten flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung sein. Allerdings werden Krankenhäuser in Netzverbünden mit Vertragsarztpraxen und medizinischen Versorgungszentren sowie in Kombination mit Patientenhotels die Patienten Fall-fokussiert sowie koordiniert über die Versorgungssektoren betreuen. Diese Entwicklung geht einher mit der Bildung von sektorübergreifenden Kompetenzzentren für aufwendige Krankheitsbilder, Katalogkrankheiten und Eingriffsarten mit Mindestmengenregelung als Qualitätsvoraussetzung sowie Prozeduren, die eine spezifische Infrastruktur erfordern, wie robotergestützte Verfahren oder Hybrid-OPs.

Was wird die größte Herausforderung in Zukunft für Kliniken und Krankenhäuser sein? Eine zentrale Herausforderung für die Krankenhäuser – und hier insbesondere für die Maximalversorger – wird die Sicherstellung der Hygiene, das heißt die Vermeidung von Infektionen aller Art, sein. Dies betrifft insbesondere MRSA, VRSA, MSSA, den Norovirus und Clostridium difficile. Besonderes Augenmerk wird auf kritische Übertragungswege wie Pflegeheim- und Notfallpatienten sowie auf kritische Versorgungssituationen wie auf Intensivstationen zu legen sein. Die Inzidenz nosokomialer Infektionen liegt zwischen fünf und acht Prozent der Krankenhausaufnahmen. Im Kern geht es um die Prävention der am häufigsten auftretenden nosokomialen Infektionen: Harnwegsinfektionen, postoperative Wundinfektionen (Surgical Site Infections), Gefäßkatheter-assoziierte Infektionen und Infektionen der unteren Atemwege. Die Kosten dieser Komplikationen sind erheblich: eine MRSA-Infektion hat Zusatzkosten für das Krankenhaus in Höhe von etwa 8.200 Euro zur Folge, eine Pneumonie verursacht zusätzliche 29.300 Euro und eine postoperative Wundinfektion im Durchschnitt 11.400 Euro. Da mindestens 50 Prozent dieser Infektionen als vermeidbar gelten, wird es darauf ankommen, die Keimübertragungswege im OP zu kontrollieren, zum Beispiel durch Einsatz wirksamer Mittel zur präoperativen Hautdesinfektion sowie durch Verwendung klinischer Textilien mit hohem Keimbarriereschutz.

Wird das Krankenhaus in Zukunft eher einen lokalen Markt oder einen überregionalen Markt bedienen? Krankenhäuser mit Portalcharakter werden eher als lokale Spieler auftreten. Spezialisierte Kliniken bzw. Kompetenzzentren für komplexe Krankheitsbilder wie im Bereich der Onkologie haben ein überregionales Einzugsgebiet im Hinblick auf Diagnostik und interventionelle Eingriffe sowie Strahlentherapie. Dazu kommen Krankenhäuser in grenznahen Gebieten, die in die Cross-Border-Versorgung integriert sind. Daneben wird es zunehmend Krankenhäuser geben, die Versorgungslücken in anderen Ländern zum Anlass nehmen, internationale Patienten anzuziehen. Die Entwicklung der Telemedizin wird dafür sorgen, dass auch Krankenhäuser in ländlichen Gebieten gute medizinische Qualität bereitstellen. Insofern können auch regionale bzw. lokale Spieler auf die andernorts lokalisierte Spezialkompetenz im Informationsverbund zurückgreifen.

Verlauf unten
Verlauf oben
Foto von Roland Fehringer

Roland Fehringer, denkstatt GmbH

Roland Fehringer ist Kunststofftechniker mit Zusatzausbildung zum Kunststoff-Entsorgungstechniker. Von 1993 bis 2007 war er an der Technischen Universität Wien, Institut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft tätig. Zu seinen Aufgaben gehörten unter anderem die Planung, Leitung und Durchführung von Forschungsprojekten in den Bereichen Abfallwirtschaft, regionaler Stoffhaushalt und Ressourcenmanagement inklusive Probenahme im Feld, Probenaufbereitung und chemischer Analyse. Ab 2000 war er bei mehreren internationalen interdisziplinären Forschungsprojekten der EU für den Teilbereich des Instituts der TU Wien zuständig. In diese Zeit fällt auch seine Tätigkeit als Reviewer des Journals Waste Management & Research (2002–2007).

Seit 2007 ist Roland Fehringer beim Wiener Nachhaltigkeitsberater denkstatt GmbH als Senior Consultant für den Bereich „Product Sustainability“ verantwortlich. Weitere Aufgaben sind die Prozessverantwortung für Informationsmanagement, mitverantwortlich für die IT sowie Sicherheitsvertrauensperson und Ersthelfer. Seit 2007 hat er mehr als 150 Projekte zur Bewertung von Umweltauswirkungen (Ökobilanz, Umweltproduktdeklarationen, Product Carbon Footprint, Consumer Carbon Footprint, Project Carbon Footprint, Water Footprint, Kosten-Nutzen-Analyse, Kosten-Wirksamkeits-Analyse etc.) geleitet. Zu den bewerteten Produkten zählen unter anderem alle gängigen Verpackungsmaterialien, Einweg- und Mehrweg-Getränkegebinde, Blumentöpfe aus konventionellen Kunststoffen und Kunststoffen auf nachwachsender Rohstoffbasis, Gehwege und Plätze, Wasserturbinen, Büro- und Einfamilienhäuser, Zucker und Bier. Zu den bewerteten Unternehmen und Projekten zählen Banken, Gartencenter und die Wirtschaftskammer Österreich sowie Gas- und Pipelineprojekte.

2012 hat er die Studie „Product Carbon Footprint von OP-Mänteln“ verfasst. Ziel der Analyse war die Berechnung des Treibhausgaspotenzials von Mehrweg- und Einwegmänteln für den OP-Bereich bei 1.000 Anwendungen. Die Analyse umfasst den gesamten Lebenszyklus und betrachtet die gängigsten Materialien für Einweg- und Mehrwegmäntel. Im Jahr 2013 wurde die Analyse einerseits auf die gesamte textile OP-Ausrüstung (Tischtücher, Abdecktücher etc.) ausgeweitet und andererseits auch um weitere Umweltwirkungen, wie beispielsweise die Umweltbelastungen des Transportes auf die Luftqualität oder die Belastung der Gewässer durch Waschmittel, ergänzt. Die Ergebnisse der ökologischen Bewertung durfte er in Österreich dem Umweltministerium und beim Experten-Round-Table zum Thema „Nachhaltigkeit im österreichischen Gesundheitswesen – das nachhaltige Krankenhaus“ im Mai 2013 sowie in Deutschland beim 5. Beschaffungskongress der Krankenhäuser im Dezember 2013 in Berlin und beim 11. OP-Management-Kongress im April 2014 in Bremen präsentieren.

Interview mit Roland Fehringer

Wie schätzen Sie die Bedeutung von Kliniken im Gesundheitswesen generell in der Zukunft ein? Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der Weg, der in Österreich diskutiert wird, vor allem ökonomische und soziale Vorteile für alle Stakeholder (Ärzte, Patienten und Versicherungsträger) bringen kann. Die erste Anlaufstelle soll eine lokale Arztpraxis sein, in der praktische Ärzte und Fachärzte verschiedenster Disziplinen zusammenwirken. Dies entlastet die Kliniken von eher einfachen medizinischen Problemstellungen und sie können sich vermehrt komplexen Herausforderungen der Gesundheit, aber auch der Forschung widmen. Dass diese Struktur der immer weiter voranschreitenden Zweiklassenmedizin entgegenwirken kann, sehe ich nicht.

Was wird die größte Herausforderung in Zukunft für Kliniken und Krankenhäuser sein? Die medizinische Versorgung auf höchstem Niveau unter den gegebenen ökonomischen Rahmenbedingungen, also auch in naher Zukunft ohne richtungsweisender Änderung im gesamten Gesundheitswesen (viele Krankenkassen etc.).

Wird das Krankenhaus in Zukunft eher einen lokalen oder einen überregionalen Markt bedienen? In der Grundversorgung wird das Krankenhaus wohl auch in Zukunft einen lokalen Markt bedienen, aber die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Krankenhäusern wird wohl ausgebaut werden, sodass Spezialisierungen einzelner Krankenhäuser zu einer kosteneffizienteren Versorgung der Patienten führen werden.

Verlauf unten
Verlauf oben
Foto von Heinz Kölking

Heinz Kölking

Heinz Kölking studierte nach seiner Ausbildung zum examinierten Krankenpfleger an der Universitätsklinik in Münster und an der Fernuniversität Hagen Ökonomie und diplomierte 1984. Bis 1988 war er in der Organisationsberatung für Krankenhäuser bei der Mediplan-Krankenhausplanungsgesellschaft (Architektur, Medizintechnik und Organisation) tätig, von 1987 an als Prokurist und Stellvertreter des Geschäftsführers. Danach war er bis 1994 Krankenhausdirektor am Zweckverbandskrankenhaus Itzehoe in Schleswig-Holstein. Vom 1. Juli 1994 bis 2013 war Heinz Kölking Geschäftsführer am Diakonissen-Mutterhaus in Rotenburg mit Diakoniekrankenhaus und diversen verbundenen Unternehmen in der Pflege wie im Service. Darüber hinaus war er Geschäftsführer in der proDIAKO-Holding mit sieben Krankenhäusern in Niedersachsen.

Nach der Eingliederung der proDIAKO-Einrichtungen in die AGAPLESION gAG Frankfurt war er dort seit 2013 für die Unternehmensentwicklung verantwortlich. Heinz Kölking war von 1999 bis 2011 Präsident des Verbands der Krankenhausdirektoren Deutschlands. Er ist langjähriges Mitglied im Präsidium und war von 2011 bis 2014 Präsident der Europäischen Vereinigung der Krankenhausdirektoren mit Sitz in Brüssel. Seit dem 1. Juli 2014 ist er Geschäftsführer der Residenz Kliniken GmbH und der Residenz-Reha-Kliniken GmbH in Bremen.

Interview mit Heinz Kölking

Wie schätzen Sie die Bedeutung von Kliniken im Gesundheitswesen generell in der Zukunft ein? Die Bedeutung der Kliniken wird zunehmen, aber sie werden sich inhaltlich und organisatorisch verändern. Inhaltlich im Hinblick auf eine zunehmende Spezialisierung, organisatorisch auf mehr Integration und Öffnung für den teilstationären und ambulanten Markt. Dabei stehen die Qualitätsaspekte im Vordergrund. Die Ausprägung der Strukturmerkmale und das Angebot werden sicherlich regional zu definieren und zu unterscheiden sein.

Was wird die größte Herausforderung in Zukunft für Kliniken und Krankenhäuser sein? Da gibt es einige, aber ich glaube es wird insbesondere darauf ankommen, attraktiv für hochqualifizierte und engagierte Mitarbeiter zu sein. Wesentliche Faktoren dafür sind: Strukturqualität, Betriebsklima, Managementkompetenz, Qualität in Führung und Zusammenarbeit.

Wird das Krankenhaus in Zukunft eher einen lokalen oder einen überregionalen Markt bedienen? Mit zunehmender Spezialisierung werden überregionale Märkte an Bedeutung gewinnen. Folglich werden wir überregionale Zentren haben und regionale vernetzte Versorgungsstrukturen. Dies hat jedoch aufgrund der demografischen Entwicklung Grenzen, insbesondere wenn es um Fragen der Basisversorgung geht.

Verlauf unten
Verlauf oben
Foto von Oliver Leisse

Oliver Leisse

Oliver Leisse, 53, war lange Jahre Strategieberater bei internationalen Werbeagenturen wie DDB, TBWA, BBDO und Springer & Jacoby.
1997 gründete er mit der EARSandEYES GmbH ein Institut für Online-Marktforschung und Trendforschung. 2008 rief er SEE MORE ins Leben, das Institut für Trendforschung und innovative Strategien in Hamburg.

Das Institut erforscht aktuelle Consumer Insights auf Basis qualitativer ethnografischer Forschung in etwa 50 Metropolen der Welt. Hier greift das Institut auf 100 Mitarbeiter zu, die vor Ort die Wünsche der Konsumenten beobachten, Trends erkennen und erforschen. Mit seinem Team entwickelt er neue Angebote, Marken und Zukunftsstrategien und berät Kunden wie die Deutsche Bank, TUI, Henkel und Schwarzkopf, Microsoft, die Deutsche Post, Google, Freenet, REWE und viele mehr.

Im Juni 2012 erschien sein Buch „Be prepared: 30 Trends für das Business von morgen“ im Haufe-Verlag. Die zweite Auflage erscheint Ende 2014.

Interview mit Oliver Leisse

Wie schätzen Sie die Bedeutung von Kliniken im Gesundheitswesen generell in der Zukunft ein? Da der Bereich Gesundheit zu den zentralen Themen und auch Trends der Zukunft zählt, wird die Klinik sich von Grund auf neu erfinden – mehr als der positiv besetzte Ort der Gesundheitsoptimierung als der Ort, an dem man seine Krankheiten „loswerden“ kann.

Was wird die größte Herausforderung in Zukunft für Kliniken und Krankenhäuser sein? Diesen Wandel zu erkennen. Und ihn dann zu gestalten.

Wird das Krankenhaus in Zukunft eher einen lokalen oder einen überregionalen Markt bedienen? Wie in vielen Branchen wird die Premium-Klinik, die einen klaren Mehrwert anbieten kann (in welcher Leistungsdimension auch immer), überregionale Bedeutung haben. Die Klinik mit dem Standardangebot bedient das regionale Umfeld.

Verlauf unten
Verlauf oben
Foto von Sabine Zander

Sabine Zander

Sabine Zander ist gebürtige Berlinerin. Nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester absolvierte sie eine Weiterbildung zur Krankenschwester im Operationsdienst, später zur Krankenschwester für Leitungsfunktionen in Einrichtungen der Pflege im Gesundheits- und Sozialwesen. Es folgten eine Weiterbildung zur OP-Koordinatorin und Koordinatorin von Funktionsbereichen sowie ein Abschluss als Gesundheits- und Sozial-Ökonomin (VWA). Sabine Zander ist pflegerische OP-Management-Leitung im OP-Management der Charité Berlin.

Interview mit Sabine Zander

Wie schätzen Sie die Bedeutung von Kliniken im Gesundheitswesen generell in der Zukunft ein? Das Angebot und die Nachfrage von Leistungen unterliegen zukünftig durch Patientensouveränität und Nachfrageflexibilisierung einem noch höheren Wettbewerbsdruck. Die Krankenhäuser werden sich noch mehr im Spannungsfeld zwischen Medizin und Dienstleister bewegen.

Was wird die größte Herausforderung in Zukunft für Kliniken und Krankenhäuser sein? Personalengpässe und der Kostendruck sind die beiden größten Heraus¬forderungen für Krankenhäuser in Deutschland.

Wird das Krankenhaus in Zukunft eher einen lokalen Markt oder einen überregionalen Markt bedienen? Das Krankenhaus der Zukunft wird eher einen überregionalen Markt bedienen. Die strategische Ausrichtung der Krankenhäuser wird neben dem Versorgungsauftrag ein klares Spezialisierungsprofil für bestimmte überregionale Patientengruppen und Therapiebereiche anbieten.

Verlauf unten