Op der Zukunft

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Bedeutung klinischer Textilien im OP der Zukunft: klinische, patientenbezogene, hygienische, ökonomische und ökologische Aspekte.

Um eine solide Grundlage für Planung und Diskussion für den OP der Zukunft zu schaffen, wurde vom Centrum für Krankenhausmanagement unter Prof. Dr. Dr. von Eiff eine Metastudie erstellt. Diese bildet die aktuelle wissenschaftliche Datenlage für die Versorgung mit OP-Textilien ab.



Management Summary

Der Markt für klinische Textilien ist seit Jahren gekennzeichnet durch zwei konkurrierende Versorgungssysteme: Einwegartikel (hergestellt aus Zellstoff und SMMS / PP) und Mehrwegprodukte (hergestellt aus Mikrofilament und Laminat).

Der gesamte Bereich der Wäscheversorgung gilt offenbar im Meinungsbild von Beschaffungsmanagern als funktional und qualitativ austauschbarer Produktbereich, sodass eine reine Preis- und Konditionenpolitik ausschlaggebend für eine Beschaffungsentscheidung ist.

Qualitative Leistungsmerkmale wie Reißfestigkeit, Hygienesicherheit, Klebefähigkeit, Thermoregulationswirkung, Tragekomfort und Flüssigkeitsaufnahme spielen bei diesem Beschaffungsansatz eine deutlich untergeordnete Rolle.

Dies ist umso erstaunlicher, als die Anforderungen an die Hygienesicherheit zwecks Vermeidung postoperativer Infektionen (Surgical Site Infections) zunehmen und die Opportunitätskosten (nicht belegbare Betten) sowie die direkten Kosten hoch sind (im Durchschnitt je Infektion ca. 8.200 Euro).

Klinische Mehrwegtextilien haben sich gegenüber textilen Einwegprodukten als überlegen erwiesen:

  • Der Tragekomfort bei OP-Mänteln (gemessen an dem Kriterium „Körpertemperatur“) ist deutlich höher.
  • Der Wiederaufbereitungsprozess textiler Mehrwegprodukte erfolgt nach einem validierten Verfahren und gilt daher als „beherrscht“ bzw. „hygienischer“.
  • Die Robustheit des Mehrwegmaterials ermöglicht mindestens 75 beherrschte Wiederaufbereitungszyklen.
  • Ein Kostenvergleich alternativer textiler Versorgungssysteme für den OP ist schwierig aufgrund der unterschiedlichen angebotenen Tuchgrößen, der verschiedenartigen Set-Konfigurationen sowie wegen der Möglichkeit der Quersubventionierung von Einwegprodukten. Bei reiner Preisbetrachtung ist das Einwegprodukt billiger. Berücksichtigt man darüber hinaus auch Qualitätsaspekte im Sinne einer Kosten-Nutzen-Analyse, erweisen sich Mehrwegtextilprodukte als vorteilhaft.

Feststellungen und Prognosen:

  • Beschaffungsentscheidungen für Produkte, die unmittelbar im klinischen Bereich am Patienten eingesetzt werden, orientieren sich in Zukunft primär an den Kriterien „Hygienesicherheit“ und „Handhabungsvorteile für das OP-Personal“.
  • Der Aspekt der „ökologischen Nachhaltigkeit“ gewinnt im Bewusstsein der Bevölkerung sowie bei den Politikern an Bedeutung. Es ist damit zu rechnen, dass ein „grünes Krankenhaus“ (siehe die Trends z.B. in den USA und Singapur) in Zukunft ökonomische Vorteile mobilisieren kann.
  • Eine Reihe von Städten und Gemeinden wird die Industrieansiedlungspolitik professionalisieren und bestrebt sein, sogenannte Branchen-Cluster zu bilden. Elementarer Bestandteil dieses Konzepts ist es, verschiedenartige Arbeitsplätze, Dienstleistungs- und Produktionsstrukturen lokal bzw. regional zu entwickeln. Die Nachfrage nach klinischen Mehrwegtextilien trägt dazu bei, Wertschöpfung (und damit Arbeitsplätze) im Inland zu halten.
  • Wiederaufbereitung und Reparatur von Medikalprodukten werden immer wichtiger: dies aus ökologischen Gründen der Ressourcenschonung, aber auch aus Kostengründen.

Handlungsempfehlungen:

  • Klinische Mehrwegtextilien sind unter ökonomischen, ökologischen, patientenbezogenen, handhabungsbezogenen und hygienischen Aspekten i.d.R. den auf dem Markt verfügbaren Einwegprodukten (Abdeckungen, OP-Mäntel) deutlich überlegen.
  • Der Aspekt der „ökologischen Nachhaltigkeit“ kann von den Krankenhäusern für Zwecke des Marketings verwendet werden.
  • Die Kostenträger sollten in einem zukünftigen „Vertragssystem: Pay-for-Performance“ verstärkt auf Aspekte der Hygienesicherheit und der Ökobilanz im Rahmen ihrer Vertragsgestaltung achten.
  • Von einer reinen preisorientierten Einkaufsstrategie ist angesichts der wachsenden Bedeutung von Hygienesicherheit, Handhabungsvorteilen sowie ökologischen Aspekten abzuraten. Empfohlen wird, Beschaffungsentscheidungen am Lebenszyklus von Produktkosten und Produktnutzen zu orientieren sowie Opportunitäts- und Risikokosten explizit zu berücksichtigen.
  • Unter dem Aspekt der „ökologischen Nachhaltigkeit“ sind Mehrwegprodukte den textilen Einwegangeboten deutlich überlegen. Dies sowohl im Hinblick auf die Ökobilanz-Effekte (Treibhausgaspotenzial / Product Carbon Footprint; Eutrophierungspotenzial / Überdüngung; Bildungspotenzial photochemischer Oxidantien / Sommersmog) als auch bezogen auf die Sachbilanz-Größe „Abfallanfall“.
  • Im Gegensatz zu Einwegprodukten lassen sich textile Mehrwegprodukte flexibler an den Bedarfen der Nutzer (Krankenhäuser) ausrichten und bieten die Chance, prozess- und handhabungswirksame innovative Set-Konfigurationen zeitnah logistisch umzusetzen.

Die vollständige Studie kann als Sonderdruck gegen einen Unkostenbeitrag bestellt werden unter:
studie@der-op-der-zukunft.de

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